Ende Januar 2017, ich blätterte durch verschiedene Facebookseiten und stoße auf die Seite des Tierschutz Spanien e.V.. „Axel, Galgoprinz sucht Zuhause!“ hieß es dort. Nun trugen wir schon länger den Gedanken mit uns herum, einen Flitzefreund für unseren Whippet Elvis zu finden, allerdings hatten wir geglaubt alle Zeit der Welt zu haben und dies in Ruhe zu durchdenken, sowie noch ein größeres Sofa auszusuchen und zu bestellen.
Im Vorbeigehen zeigte ich meiner Frau den „ Schwarzen Prinzen Axel“, mit den Worten „Schau mal, der ist doch ein lieber Kerl“ ohne auch nur weiter darüber nachzudenken welche Folgen dieser kurze Satz haben könnte. Ein Tag später, wie immer die Kommunikation zwischen Frau und Mann, ein Ergebnis des Zufalls. „Hast Du da mal angerufen, wegen Axel?“ so fragend, oder besser ermahnend meine Frau. Sie schien sich neu verliebt zu haben in ein schwarzes Fellviech.
Die Dinge nahmen dann sehr schnell Ihren Lauf, TSS angeschrieben, Interesse bekundet, lange mit der lieben Gugu vom TSS telefoniert, gesimst und beraten. Gugu war in jedem Moment für alle unsere vielen Fragen da. Danke für diesen perfekten Ablauf, liebe Gugu!
Galgo „Axel“ mußte schnell ein neues Zuhause finden, da er seinen Jungend-Freund, Kuschelpartner und besten Begleiter, den Galgo Dante, verloren hatte. Loki war deswegen am Boden zerstört und verweigerte zeitweilig sogar das Futter im Refugio in Spanien. Dieser Hund verweigerte einst Futter! Heute absolut nicht mehr nachzuvollziehen, dieser gefrässige, schwarze Teppich!
So war die Ausreise von Loki also schon für den 03.02.2017 geplant, er sollte auf eine Pflegestelle in die Schweiz, um wieder richtig auf die Pfoten zu kommen. Am 30.01.2017 haben wir uns dann endgültig entschieden für „Axel“, „Wir sind dabei!“ lautete meine SMS an Gugu. Eine neuer Name für Axel war von meiner Frau in Zusammenarbeit mit meiner Tochter bald gefunden, „Loki“ sollte er nun heißen und seinen Namen Axel sowie alles schlimm Erlebte hinter sich lassen.
Kurzfristig wurde noch eine Vorkontrolle bei uns zu Hause organisiert, ob wir denn überhaupt galgotauglich sind, gezittert und bestanden haben wir! Innerhalb von 5 Tagen hat Familie Gier alles auf Galgo umgestellt. Wir waren ja schon Whippet erfahren, dennoch einige Dinge wurden zusätzlich nötig, wie eine zweite Hundebox fürs Auto, Körbchen, Decken, Spielzeuge, Näpfe, Klamotten zum Anziehen, und das schon lange geplante größere Sofa. Nicht zu vergessen Halsbänder, man beachte das „ä“ und die Endung „er“.
Jetzt musste alles sehr schnell gehen, denn die Schweizer waren startklar und Axel, nun Loki, hatte sein Ticket schon in der Tasche. Loki musste nach Deutschland umgebucht werden. Das hat geklappt und er durfte jetzt durchfahren bis Geißlingen in Baden-Württemberg. Dort haben wir Ihn am 04.02.2017 schon sehnsüchtig nach 5-stündiger Anreise aus Köln, samt Whippet Elvis, erwartet.
Zweifelsfrei galt Lokis Interesse nach seiner Ankunft weniger uns, als dem der lange Anreise geschuldeten erstem Toilettengang. Elvis nutze derweil die Zeit für eine kleine Shopping-Tour durch den angeschlossenen Laden für Hundeartikel. Ein absolut emotionsvoller Moment, die erste Kontaktaufnahme; Loki steckte seine Nase unter meine Jacke, so viele neue Gerüche und Gefühle für Hund und Mensch. Dann wurde meine Frau und meine Tochter inspiziert, hier zeigte er sich schon etwas zutraulicher. So richtig warm geworden sind wir in diesen Moment nicht miteinander, warum auch, schließlich wusste ja weder Loki auf wen er sich da einlassen sollte noch wir. Eine Wundertüte der Gefühle, gefüllt mit Freude, Glück, Betroffenheit, Mitleid und Spannung. Bei uns menschlichen Familienmitgliedern für immer unvergessen Momente. Loki ließ alles tapfer über sich ergehen, von der Anprobe seines neuen Sicherheitsgeschirrs, bis hin zum Kennenlernspaziergang mit Elvis. Was sich dieser Galgo wohl in dem Moment gedacht hat!? Möglicherweise, dass er nun in den Himmel gekommen sei, nur das dieser verdammt kalt ist, schließlich hatten wir Februar – und die Engel ein 8 jähriges Mädchen und ein kleiner frecher Whippet sind. Nachdem Elvis seine Shoppingtour wiederwillig beendete und Loki, in der Hoffnung auf Ruhe vor dem ganzen Trubel, sofort in seine Autobox sprang, ging es heimwärts nach Köln. Loki und die Engel verschliefen die Fahrt nach Köln.
Spät abends sind wir angekommen, und nach kurzem Garten-Gassi ins Bett gefallen, um die Eindrücke vom Tag zu verarbeiten, Menschen wie Hunde.
Die ersten Tage in Köln verbrachte Loki in aller Ruhe mit viel Schlaf, gekrault werden durch verschiedene Familien Mitglieder und Leckerchen fressen.
Elvis ignorierte Loki fast völlig und zog sein übliches Programm des Tages durch, Kühlschrank bewachen, Gassi gehen, flitzen, kuscheln, beschweren und schlafen. Doch er wurde stets bei seinen Aktionen neugierig beobachtet. Beobachte und lerne, war Lokis Motto und so dauerte es auch nicht lange, bis er die erste Banane vom Tisch stahl. Den perfekten Lehrer in Diebesangelegenheiten hatte er ja.
Anfangs zog Loki noch doppelt gesichert an Halsband, Sicherheitsgeschirr und mit eingezogener Rute durch die Wiesen am Rhein. Ich erinnert mich sogar an Tage, da war er so erschöpft von seiner neuen Umwelt, dass ich Ihn zum Futterplatz tragen musste. Loki testete nach und nach alle Liegeplätze und Schlafmöglichkeiten im Haus. Auch uns, insbesondere meine Frau, testete er als bequeme Schlafunterlage und lebendige Heizdecke. Ebenfalls wurden ertragreiche Gegenden wie Küche, Keller und Esstisch ausgekundschaftet, um später unbeobachtete Raubzüge planen zu können. Man gewöhnte sich langsam aneinander. Wir gewannen gegenseitig unser Vertrauen und ließen immer mehr Nähe zu. Loki´s Platz in unseren Herzen wurde immer größer so das er sich dort nun neben Elvis kuschelt. Sein genüßliches Geschmatze und Gegrummel, sei es neben uns auf dem Sofa oder auch nachts um halb drei, weil seine Zudecke mal wieder verrutscht ist, ist aus unserem Leben einfach nicht mehr wegzudenken.
Dieser hagere, zerzauste, schwarze Teppich flitzte plötzlich nach einigen Wochen und Training an der Schleppleine mit seinem neuen Freund Elvis über die Rheinwiesen. Ganz zur Freude vieler Spaziergänger die sich das Geflitze gerne mit Bewunderung anschauen. Eine tägliche Attraktion am Rhein, schwarzer Teppich Loki lautstark verfolgt von weißem Meisterdieb Elvis. Loki nahm dank seiner tägliche Trainingseinheiten mit Elvis schnell an Muskelmasse zu. Das wirkte sich allerdings auf den Futterkonsum aus und freut unseren BARF Shop um die Ecke immer noch sehr.
Loki und Elvis sind nun ein perfektes Team, nicht nur als Attraktion bei den Spaziergängern, auch bei den Picknickern und Grillern. Sie haben Ihre Technik soweit verfeinert, dass einer ablenkt und der andere gnadenlos die Wurst stiehlt. Grundsätzlich ein guter Weg zur Futterkosten-Optimierung, allerdings auch nicht einfach die richtigen Worte zur Beschwichtigung der Bestohlenen zu finden. Seine anfängliche Unsicherheit gegenüber Menschen und anderen Hunden hat Loki fast gänzlich verloren, freudig rennt er mit Highspeed auf jeden zu, der ihm bekannt vor kommt, dort könnte ja etwas essbares abfallen. Ich denke Elvis hat Ihm eine Menge Sicherheit gegeben und alles Wichtige für das Überleben auf den Rheinwiesen beigebracht. Dazu zählen: Flitzen, Jogger und Picknicker zu bestehlen, anderen Hunden zeigen wo der Geschwindigkeitshammer hängt und natürlich Treibgut erschnüffeln und auffressen. Kurz erwähnen möchte ich den tropischen Kokos-Cocktail, den sich die Beiden letzen Sommer genehmigten. Einstweilen kommt es vor, dass Kokosnüsse am Rhein-Ufer angeschwemmt werden, welche sich perfekt für eine kleines Ballintermezzo eignen. So wurde auch diese im Hochsommer von weit her angeschwemmte Kokosnuss von den Beiden hin und her geschleudert, jeder Barkeeper würde vor Neid erblassen. Natürlich platze sie am nächstgelegenen Stein auf und gab Ihren köstlichen und schon gegorenen Inhalt preis. Der Nachhauseweg der Beiden war wohl etwas beschwerlicher als sonst, mal abgesehen vom Kater nach der Sofazeit.
Loki auf dem Sofa, die pure Zufriedenheit in Fellform, die immer wieder auf uns menschliche Bewohner dieses Hauses abfärbt und uns manche alltäglichen Sorgen vergessen lässt. Monster in der zweiten Etage des Hauses oder unter dem Bett meiner Tochter, kein Problem, Loki kümmert sich auch darum mit seiner bloßen Anwesenheit. Ebenfalls beschert er mir beste Unterhaltung beim abendlichen Gerangel und die beste Sofaecke mit meiner Frau und Elvis. Wer braucht da noch Fernsehen.
Tiefen, es gab auch Vorfälle die uns zweifeln ließen an unserem Traumhund Loki. Doch bei den lieben Menschen vom Tierschutzspanien e.V. und Happyland aus der Schweiz fanden wir immer offene Ohren und Lösungen. Dafür möchte ich mich bedanken, zum einen für den Loki, den besten Galgo, den es gibt und für Eure Hilfe in allen Situation.
Kurz angemerkt: liebe Zungen behaupten, dass diese Seiten, die Windhundgang und meine wiedergefundene Liebe zur Fotografie, aus Loki resultiert…. Und ja, Elvis, natürlich auch wegen Dir!